Zum Forschungsvorhaben der Bischöfe: Was lange dauert, wird nicht notwendigerweise gut

  1. Es ist gut, dass es nun doch noch zu einer eigenen Initiative der Kath. Kirche zur Aufarbeitung der zahlreichen Missbrauchsfälle durch ihre Priester in den vergangenen Jahrzehnten kommt. Lieber spät als gar nicht. Über die zahlreichen inhaltlichen Fragen an das Vorhabens wird noch zu reden sein, etwa über den gewählten Ansatz, die Auswahl (nur 9 von 27 Bistümern) und die Aktenbasis der Untersuchung usw.
  2. Leider hat die Kirche auch diesmal die Chance verpasst, die Betroffenen in ihr Vorhaben einzubeziehen. In den ein Jahr lang dauernden Vorbereitungen dieses Projektes gab es nicht einmal einen Versuch, auf Betroffenenvertreter zuzugehen.
  3. Aufarbeitung beginnt immer mit den Opfern, die anfangen zu sprechen. Aktenbefunde sind dann im Nachgang hilfreich, um Hintergründe und Zusammenhänge aufzudecken.  Aufarbeitung bietet den Opfern, aber auch den Vertretern der Institution die Chance zur Verarbeitung des Geschehenen. Aufarbeitung kann der Institution dabei helfen, ihre spezifischen Risikofaktoren zu erkennen und diese durch konsequente Schutzkonzepte zu minimieren.
  4. Offenbar tun sich die Bischöfe schwer dabei, die Betroffenen, die häufig auch durch das Leitungsversagen ihrer Vorgänger zu Opfern wurden, als Subjekte im Aufarbeitungsprozess ernst zu nehmen. Aufarbeitung geht aber nur mit den Opfern, nicht für sie oder gar ohne sie.
  5. Auch deshalb bleibt die vielfach geforderte umfassende, systematische und unabhängige Aufarbeitung sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen in Familien, Heimen und Institutionen in Deutschland auch weiterhin eine wichtige Herausforderung, der sich die Gesellschaft durch die Einsetzung einer Unabhängigen Kommission durch das Parlament stellen sollte.

24. März 2014

Matthias Katsch, Sprecher ECKIGER TISCH

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